Im Rahmen des German Israeli Health Forums for Artificial Intelligence (GIHF-AI) organisierte das European Leadership (ELNET) am 12. Dezember ein parlamentarisches Frühstück in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem israelischen Unternehmen Novocure statt. Nach der Begrüßung durch die gastgebenden GIHF-AI Kuratoriumsmitglieder Bettina Müller MdB und Stephan Pilsinger MdB diskutierten Dr. Uri Weinberg, Chief Innovation Officer von Novocure, und Prof. Dr. Martin Glas, Abteilungsleiter Klinische Neuroonkologie des Universitätsklinikum Essen, mit Mitgliedern der Ausschüsse für Gesundheit und Digitalisierung sowie Mitarbeitenden des Gesundheitsministeriums über die Nutzung von KI in Forschung und Anwendung. Zwei Tage vor den abschließenden Verhandlungen zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) und dem Digitalgesetz (DigiG) hatten die besprochenen Themen höchste Aktualität.
Im ersten Teil des Austausches stand die Anwendung von KI in einer innovativen Krebstherapie für solide Tumore im Fokus. Diese Krebstherapie, welche von Novocure Gründer Prof. Yoram Palti in Israel entwickelt wurde, schont gesunde Zellen und generiert Daten mithilfe eines Geräts, welches während der Therapie Vitalwerte speichert. Dr. Weinberg betonte welch großen Nutzen diese KI-gestützte Technologie hat, da durch die wiederholte Übertragung von Daten ein neuronales Netz entsteht, welches autonom lernt und abstraktere Informationen verarbeitet. So erlaubt die KI-gestützte Technologie, die Ressourcen zu schonen und Behandlungen zu verbessern. Das immense Potenzial von KI im Gesundheitssektor fasste Dr. Weinberg mit den Worten zusammen: „AI is here and it’s here to stay.” Dabei betonte er ebenfalls den Mehrwert einer engeren Kooperation zwischen Israel und Deutschland, was den Zugang zu Gesundheitsdaten, gemeinsame Anlaufstellen für Startups, die Unterstützung beim Marktzugang und den Austausch von Rechtsvorschriften anbelangt.
Im zweiten Vortrag stellte Prof. Dr. Glas die an seinem Zentrum durchgeführte klinische Studie vor, welche die Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Behandlungsplanung der TTFields-Therapie bei neudiagnostiziertem Glioblastom untersucht hat. Prof. Dr. Glas führte aus, dass der Mehrwert von KI in Deutschland häufig schon an der fehlenden Digitalisierung scheitere. Glas hob hervor, dass viele Medizinerinnen und Mediziner immer noch einen extrem großen Widerstand gegen Digitalisierung und KI haben. Beides sei jedoch unabdingbar, um die Daten zu sammeln und auszuwerten, die benötigt werden, um verschiedene Krankheitsverläufe besser zu verstehen. Er betonte weiter, dass man in Deutschland bei dem hier benötigten Mindset Change viel von Israel lernen könne. Die Forschung und Anwendung zu KI bei der Behandlung von Hirntumoren sei als Use Case auch gut geeignet, um medizinisches Personal vom Nutzen der Digitalisierung und KI zu überzeugen.
Ein Fazit des Frühstücks war, dass eine engere Kooperation auf Ebene der Medizin, Industrie und politischen Entscheidungsträger von Israel und Deutschland wichtig sind, um Fortschritt besonders in Deutschland zu fördern. Die vorläufigen Ergebnisse einer GIHF-AI Studie aus dem Sommer 2023 zeigen, dass eine Mehrheit der Deutschen eine stärkere Digitalisierung des Gesundheitssektors in Deutschland befürwortet und auch einer geschützten Datenerhebung und -verarbeitung positiv gegenübersteht. Der Austausch offenbarte, dass nun vor allem die deutsche Politik gefordert ist, damit Deutschland in der Frage von Digitalisierung und KI zu Israel aufholen kann.